Als ausgewiesener Experte beantwortet der Präsident des Bundesverbandes der mittelständischen Wirtschaft, Mario Ohoven, Fragen zu aktuellen Themen und Herausforderungen des Mittelstandes. Durch die Einführung des gesetzlichen Mindestlohnes gerate der Mittelstand zusehends in Bedrängnis, denn Mittelstand und Mindestlohn passen nach der Meinung von Mario Ohoven einfach nicht zusammen. Der Mindestlohn ist nicht nur praxisfern, sondern auch ein Bürokratiemonster. Die Mehrbelastung für den deutschen Mittelstand ist immens und aus der Sicht Ohovens wird aus ideologischen Gründen der Verlust von Arbeitsplätzen ganz bewusst in Kauf genommen, was fast schon zynisch ist. Mario Ohoven ist darüber hinaus der Meinung, dass zukünftig an mehr als nur einer Stellschraube gedreht werden muss, um den deutschen Mittelstand wettbewerbsfähig und zukunftssicher zu machen.
Die Summe der Produktionsanlagen, der sogenannte Kapitalstock wächst im Vergleich zu den USA in Deutschland nur etwa halb so schnell. Laut Ohoven ein sicheres Indiz dafür, dass Deutschland schon viel zu lange von der Substanz lebt. Deutschlands Anteil an der globalen industriellen Wertschöpfung ist ebenfalls rückläufig, es bedarf auf nahezu allen Gebieten endlich echter Reformen. Dazu gehört unter anderem auch ein konsequenter Bürokratieabbau und es ist Zeit für eine Agenda 2020 der schwarz-roten Koalition. Mario Ohoven ist sich sicher, dass die Bundesregierung nun endlich umsteuern, statt umverteilen muss.
Der deutsche Mittelstand steht zur Energiewende und viele hundert Millionen Euro wurden von den Unternehmen für mehr Energieeffizienz bereits investiert. Mario Ohoven gibt zu bedenken, dass sich gerade der kleine Mittelständler auf die Energieberatungen verlassen können muss, was aber leider längst nicht immer der Fall ist. Bund und Länder sollten sich seiner Meinung nach rasch einigen und die gegenseitige Blockadehaltung beenden. Ansonsten sieht er die Einsparziele der Regierung als gefährdet an. Der deutsche Mittelstand sagt ganz klar Ja zum freien Handel, aber ebenso ganz klar Nein zum sogenannten TTIP in der derzeitigen Form.
Denn der Handel sollte laut des BVMW Präsidenten eben nicht nur frei, sondern vor allem auch fair sein und dies könne TTIP in seiner jetzigen Form eben nicht gewährleisten, weshalb umfangreiche Korrekturen erforderlich seien, damit der deutsche Mittelstand das Handelsabkommen akzeptieren könnte. Ohoven sieht vor allem das geplante Investor-Staat-Schiedsgerichtsverfahren als erhebliche Gefahr für den Mittelstand. Er äußert auch erhebliche Zweifel daran, ob es ein solches Schiedsgericht überhaupt geben muss. Ein weiterer Fallstrick im Freihandelsabkommen sieht Mario Ohoven im geplanten Regulationsrat. Um die Harmonisierung der Schutzstandards zwischen den USA und Europa völlig unkontrolliert vom nationalen Gesetzgeber zu verhindern, kämpft er an der Spitze des BVMW zusammen mit Sigmar Gabriel, dem deutschen Wirtschaftsminister, für Nachbesserungsregelungen beim Freihandelsabkommen zugunsten des deutschen Mittelstandes.